Viertagesskitour Bedretto

Skitour Bedretto

10. Januar 2021

Philipp Dreier, Vanessa Kübler, Daniel Heller, Remo Holzherr, Jonas Himmelsbach

Tour: Val Bedretto, Val Casinello

'Es het Schnee juhee' und am Wochenende versprachen die Wetterfrösche in einigen Regionen der Schweiz gutes Wetter. Vanessa und ich wollten die Top-Bedingungen ausnutzen und überlegten was wir machen wollten. Kurz zogen wir eine Tour im Jura in Betracht, aber entschieden uns dann doch für 'richtige Berge'. Da auch Philipp Dreier ja eigentlich eine Mehrtages-SAC-Tour im Bedretto geplant, aber zu wenig Anmeldungen hatte, schlossen wir uns zusammen, sodass doch noch eine SAC-Tour entstand. Jonas und Remo machten die Gruppe komplett. Da Philipp im Bedretto fast  jeden Berg kennt, überliess er mir und Vanessa die Wahl des Gipfels. Wir liessen uns von Jonas Allemann ein paar heisse Tipps geben und entschieden uns für einen namenlosen Gipfel 2'498m, das Val Casniello hoch, in der Nähe des Pizzo Gararesc. Warum das? Weil alle bekannten Gipfel im Bedretto ziemlich gut besucht sind und die Hänge bereits recht verfahren sein würden. Wenn schon, dann wollten wir unverspurte Pulverhänge bei der Abfahrt. Um es vorweg zu nehmen, es gibt weniger hübsche Felsformationen, die einen Namen haben. Uns jedenfalls gefiel der namenlose Berg, schaut Euch die Fotos auf der SAC Homepage an, sieht doch toll aus, oder?

Wir fahren um 06:30 ab und sind bereits um 8:45 im Bedretto. Aufgrund Corona hatte es kein Verkehr. Da wir zu fünft sind, fahren wir mit zwei Autos und treffen uns im Bedretto. Nach dem Gotthardtunnel fällt die Temperaturanzeige im Auto ins Bodenlose - minus 13.5 Grad, brrrr. Jonas zieht noch rasch eine dritte Schicht an die Beine, ich habe 2 Wollmützen dabei (und bin froh darum), Vanessa hat an den kritischen Stellen Wärme-Pads.

Auf der Höhe von Ronco - 1'476 starten wir bei Selva ca. 09:15 den Wald hoch. Um warm zu erhalten, gehen  wir zu Beginn ein paar Höhenmeter zügig hoch, stellen dann aber bald auf ein normales Tempo um. Wir diskutieren was ein 'normales SAC Tempo' ist und einigen uns auf 300 - 350 Höhenmeter. Zuerst geht es durch einen losen Wald im Zickzack, später dem Waldweg folgend bis zum Punkt 1673m hoch, dann traversieren wir weiter zur Folcra di Mezzo, um zum Einstieg ins Val Casinello zu gelangen. Die Kälte ist allgegenwärtig und einnehmend, man hat das Gefühl, dass das Gesicht einfriert. Philipp macht klar, dass es schon seeeehr kalt sei und er wohl die Daunenjacke bis oben anbehalten würde.  Die ersten 90 Min Aufstieg erfolgen nordseitig, also im Schatten. Dann auf der xxx Alp, schaute die Sonne hinter dem Bassa di Folcra hervor und wärmte die schwarzen Klamotten sofort einige Grade auf, herrlich! Pause war angesagt, Tee aus der Thermosflasche und etwas hart Gefrorenes zu beissen. Das Bergpanorama das sich einem oberhalb der Waldgrenze eröffnet ist schlicht grandios.

Nach der Pause geht's einfach das Val Casinello hoch, immer der Nase nach. Es liegt bereits eine tiefe Spur, aber weit und breit ist niemand zu sehen. Im unteren Bereich haben wir noch einige Italiener getroffen, hier oben waren wir unter uns. Remo und ich spüren bereits etwas die Höhe. Ca bei 2'250m biegen wir rechts ab, die höchste Steighilfe wird eingeschaltet und wir machen etwas langsamer. Für einen kurzen Karten- respektive Routencheck ziehe ich die Faust- und Innenhandschuhe aus, muss aber nach 30 Sekunden wieder in den Handschuh rein, sonst werden die Finger nicht mehr warm. Etwas Wind unterstützt den Abkühlungseffekt, es dürfte etwa minus 15 Grad sein. Wir steigen wieder im Schatten und sehen aber bereits den sonnenbeschienenen Gipfel. Ich lege einen Zahn zu und freue mich auf die Sonne. Um 12:40 erreichen wir den Gipfel, geniessen in der Sonne das überwältigende Panorama und laben uns am warmen Tee aus der Thermoskanne. Von der Christallina her kommend treffen wir auf eine weitere Gruppe, die unseren Berg als Ziel auserkoren hat und sich anschickt, die Abfahrt anzugehen. Kurz überlegen wir welche Abfahrtsvariante wir machen wollen, entscheiden dann aber für die sichere Variante in der Nähe der Aufstiegsspur. Wer macht den Anfang? Philipp zieh die ersten langen Schwünge durch den Schnee, der Rest der Gruppe folgt ihm. Ein Hang hat es uns besonders angetan und obwohl er im oberen Bereich recht steil ist, stechen wir in den Tiefschnee hinein, natürlich mit ausreichend Abstand. Die Gruppe vor uns hat den Hang bereits getestet, aber es hat noch genug Platz, sodass jeder seine Linie in den Schnee pflügen kann. Philipp zieht lange, schnelle Schwünge durch den Hang, Jonas und ich sind etwas zurückhaltender mit der Geschwindigkeit. Der Schnee ist doch nicht ganz so luftig wie erhofft und fordert Konzentration. Remo macht klassische Kurzschwünge, 'springt' im Schnee hin-und-her und hinterlässt ein - zwar vergängliches - aber trotzdem sehr hübsches S im Schnee. Bei Vanessa sieht man, dass sie bereits einige Stunden im Schnee zugebracht hat, sie gleitet leicht und kontrolliert hinab. Schnell sind wir wieder beim ersten Rastplatz unten, verschnaufen hie und da und warten jeweils bis alle wieder zusammen sind. Die lange Traverse über den Single-Trail zurück  durch den Wald nehmen wir eher zügig. Flugs sind wir zurück beim Auto. Staufrei fahren wir zurück und sind bereits wieder etwas nach vier Uhr zu Hause. 

Gut, dass wir ins Bedretto gefahren sind, grandiose Kulisse, viel Schnee und gute Stimmung trotz Kälte. Danke Freunde, hat Spass gemacht.

Daniel