Hochtour Walcherhorn (3692 m ü.M.)

Walcherhorn 3692 m ü.M. 04./05. Juli 2020 (oder eine Zeitreise in die Anfänge des Hochalpinismus)

Tourenleiter:

Olivier Knobel

Teilnehmer:

Claudia Tenzer

Priska Knobel

Daniel Heller

Urs Kuchen

Samuel Welschen

 

Mit grosser Freude erwarteten wir unsere Tour aufs Walcherhorn mit Übernachtung in der Berglihütte. Weil der Wetterbericht für Freitag kritisch war, wurde kurzfristig entschieden, die Tour um einen Tag zu verschieben. Glücklicherweise konnten sich alle Teilnehmer spontan arrangieren. Wir wurden dafür mit schönstem Wetter über das ganze Wochenende belohnt. Wir fuhren also am Samstag hoch aufs Jungfraujoch und liefen danach mit gefühlt 1000 Tagestouristen hinüber zur Mönchsjochhütte. Nach dem Anseilen machten wir uns auf den Weg auf das Ewigschneefeld. Wir steuerten direkt auf das untere Mönchsjoch zu. Da es noch sehr viel Schnee hatte und in der vergangenen Woche immer mal wieder geschneit hatte, sanken wir bis zu den Hüften ein. Die Spalten in diesem Bereich liessen sich dafür sehr gut überwinden. Spätestens auf dem unteren Mönchsjoch angelangt, herrschte absolute Stille und wir waren ganz allein unterwegs. Von hier aus sieht man weit unten die Berglihütte, unser heutiges Tagesziel. Durch den aufgeweichten Schnee ging es hinunter auf den Berglifelsen und danach in einer leichten Blockkletterei direkt auf das Dach der altehrwürdigen Hütte.

Die Berglihütte hätte für sich allein schon einen Bericht verdient. Sie wurde 1869 erbaut und war ein wichtiger Stützpunkt für die Besteigung von Mönch und Co. Mit der Eröffnung der Jungfraubahn verlor sie jedoch an Bedeutung und so ist es vermutlich nicht übertrieben gesagt, dass seit ihrer Eröffnung noch nicht viel an ihr verändert wurde. Ein Juwel also in einer wunderschönen und wilden Gegend inmitten des Eismeeres, welche an die romantischen Zeiten zu Beginn des Hochalpinismus erinnert. Entsprechend selten wird die Hütte besucht. Im Hüttenbuch hatte es im Jahr 2020 vor uns erst zwei Einträge.

Nach unserer Ankunft begannen wir sofort mit Schneeschmelzen, Holzhacken und Trocknen unserer nassen Schuhe. Olivier hatte ein kleines Apéro organisiert (bzw. hochgeschleppt) und so konnten wir auf der bescheidenen Terrasse bei Bier und Wein anstossen. Zum Nachtessen gab es eine Bündner Gerstensuppe, welche wir aus frischen Zutaten zubereiteten. Jetzt wunderte sich keiner mehr, wieso die anfangs verteilten Essenspakete so schwer waren. Das selbst zu bereitete Essen schmeckte bestens und nach dem Bewundern des Sonnenunterganges legten wir uns aufs Stroh, welches unter den Matratzen noch vorhanden ist.

Am nächsten Morgen weckten uns die ersten Sonnenstrahlen, welche vom Schreckhorn hinüber in die Hüttenstube schienen. Es ging nun wieder hoch zum unteren Mönchsjoch und weiter auf das Ewigschneefeld. Über die Normalroute liefen wir bei besten Verhältnissen hoch zum Walcherhorn. Zu unserem Erstaunen, waren wir auch hier völlig allein unterwegs. Nach der Gipfelrast und dem Bewundern der grandiosen Umgebung ging es wiederum hinunter auf das Ewigschneefeld und von da zurück zum oberen Mönchsjoch. Dieser Aufstieg wollte nicht enden und die starke Mittagssonne machte die Sache nicht angenehmer. Spätestens ab der Mönchsjochhütte fühlten wir uns inmitten der Turnschuhgänger und Kurzhosen Touristen wieder wie Exoten. Im Wissen aber, eine wunderbare Zeit in den Bergen abseits des Massentourismus erlebt zu haben. Mit einem Apéro auf der Kleinen Scheidegg liessen wir die Tour dann ausklingen und machten uns auf den Heimweg.